Schon mal über Initialen nachgedacht? (2024)

von Annemarie Lüning

Natürlich gibt es bei der Namenssuche vordringlichere Fragen: Was passt zum Nachnamen? Wie macht man dem Partner seine Favoriten schmackhaft? Trotzdem: Denken Sie ruhig mal über das Thema Anfangsbuchstaben nach.

Hundertfach wurden sie zu Uromas Zeiten in Tafelsilber graviert, in Wäsche gestickt: die Anfangsbuchstaben von Uromas Vor- und Nachnamen. So präsent sind Initialen heute kaum noch. Vermutlich ärgern sich mehr Menschen über Kurzformen und Verballhornungen ihres Namens als über ihre Initialen. Nichtsdestotrotz – hier unsere Anregungen für die Perfektionisten unter Ihnen (wir kennen das!):

Steilvorlage für Witze

Schon mal über Initialen nachgedacht? (1)

Kinder hänseln gerne. Bestimmte Initialen geben dafür eine schlüpfrig-schöne Vorlage, BH, WC oder vielleicht auch SM. Womöglich wird Ihr Sohn 20, ohne dass auch nur ein Spötter mitbekommt, dass Ole ein „OB“ ist. Vielleicht ist er aber auch schon im Kunstunterricht mit der beliebten Aufgabe konfrontiert, seine Initialen in ein Bild zu packen – dann sieht’s wirklich jeder. Sollte Ole sich schließlich zu einer Laufbahn als Pädagoge entschließen, könnten seine Schüler öfter mal eine „lustige“ Entdeckung machen. Und wo wir schon dabei sind: Prüfen Sie lieber, was sich aus dem Anfangsbuchstaben des gewünschten Vornamens plus Ihrem Nachnamen ergibt – D. Eppert oder G. Mein wären schon etwas … na ja, gemein eben.

Gar nicht witzig: Kürzel, die für Krankheiten stehen. MS und HIV fallen mir hier ein. Leben kann man mit solchen Initialen selbstverständlich gut. Aber es scheint mir doch besser, eine solche Doppeldeutigkeit schon vor der Namensvergabe zu bemerken und abzuwägen. Tipp: Geben Sie bei der Wikipedia-Suche die Buchstaben ein. So dürfte Ihnen nichts Gravierendes entgehen, für das die Abkürzung steht. Bei AL kommt unter anderem: Abteilungsleiter, Alabama, arabische Liga. Aha.

Geht-nicht-Initialen?

NS, SS, SA: Diverse Kombinationen wecken Assoziationen an die Nazizeit. Doch deshalb auf den Traumnamen verzichten? Das muss jeder für sich entscheiden. Mehr als unwahrscheinlich ist es jedenfalls, dass ein Name (Noah Sauer, Sina Ahlers) als politisches Statement der Eltern ausgelegt werden könnte. Auch Hänseleien liegen weniger nahe als bei schlüpfrigen Initialen. Noch weniger kritisch: AH, SH oder HH – diese könnte ein spitzfindiger Geist zwar mit den Initialen Hitlers oder Heilsparolen in Verbindung bringen, was aber, anders als SS oder SA, in der gesprochenen Sprache so nie vorkam.

Ich würde dazu raten, KZ zu vermeiden (lieber Carla als Karla Zabel). Diese Abkürzung ruft so schlimme Bilder wach, dass ich es schwer fände, sie für mich positiv zu besetzen. Doch vielleicht sind meine Erwartungen – das Kind sollte seine Initialen mögen – auch überhöht? Ein Argument, das man immer mal wieder gegen die Initialen HJ, KZ, NS, SA und SS hört, ist, dass man diese nicht als Autokennzeichen bekäme. Wenn’s weiter nichts ist? Dabei soll es sich übrigens nur um eine Empfehlung des Bundesverkehrsministeriums handeln. Zulassungsstellen können frei entscheiden, ob sie die Buchstaben bei gutem Grund (Initialen!) doch vergeben, votieren aber wohl meist dagegen.

Familieninitialen

Immer wieder gern genommen: dieselben Initialen für Geschwister oder gar, wenn Vater und Mutter zufällig schon den Anfangsbuchstaben teilen, für die ganze Familie. Sicher hat dieses Modell Vorteile, etwa beim Vererben von mit Initialen gekennzeichneter Kinderkleidung. Eindeutig aber auch Nachteile, wenn zum Beispiel ein Brief an P. Meier kommt (Patrick? Petra? Paula? Philipp?). Oder wenn die Auswahlmöglichkeiten bei Kind 2, 3, 4 immer beschränkter werden, man den Neuankömmling aber auch nicht ausschließen möchte, namensmäßig.

Eine Geschmacksfrage, ja. Und doch: Je größer die Familie mit den Einheits-Initialen oder je komplexer das System, das vielleicht weitere Vornamen miteinbezieht (Leah-Marie, Louis-Marcel, Linnea-Mayra), desto häufiger dürfte das Ganze von Außenstehenden als zu gewollt wahrgenommen werden. Familienbande in allen Ehren – aber reicht der Nachname als gemeinsamer Nenner nicht schon aus?

Achtung, Alliteration

Und dann gibt es noch diese Streitfrage: Ist es besonders schön, wenn Vor- und Nachname mit demselben Buchstaben beginnen, die Initialen also eine Alliteration sind, oder gerade nicht? Manche Eltern meiden sogar Vornamen, deren Anfangssilbe trotz anderem Anfangsbuchstaben so ähnlich klingt wie die des Nachnamens (Victor Willms, Phil Fischer), weil sie das zu zungenbrecherisch finden. Ich denke: Hier kommt es immer auf den Einzelfall an. Am ehesten problematisch scheinen mir Alliterationen, wenn der Nachname ein Gegenstand oder ein Begriff ist, der sich auch im Wörterbuch findet. Rudi Rakete, ein Kind, das seines Namens wegen durch die Presse ging, bietet auch ohne seinen Zweitnamen (Silvester) eine Angriffsfläche – wie auch die einst bei „TV Total“ auf die Schippe genommene Lisa Loch. Vielleicht kommt die „lustige“ Wirkung nicht zuletzt durch die vielen Comic- oder Kinderbuchhelden zustande, die ähnlich gestrickte Namen tragen. Apropos: Wussten Sie schon, dass Bibi Blocksberg eigentlich Brigitte heißt?

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